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Musikzimmer: Avantgarde und Alltag

Musikzimmer: Avantgarde und Alltag

Diedrich Diederichsen
3.3/5 ( ratings)
„Pop-Musik will in die Welt getragen und angewandt werden“, sagt Diedrich Diederichsen. Dazu muss sie aber erst ihre Rezipienten erreichen. Wenn deren Alltag schöner wird, hat Pop den Praxistest bestanden. Der Popkritiker freilich lebt in dem Dilemma, dass er einerseits nur im Modus des Irgendwie-Berührtseins etwas zu sagen hat, andererseits aber seine Rezeption von außen betrachten soll. Der Vorwurf, Popschreiber redeten ja immer nur von sich -- meist vorgetragen von Leuten, die doch einfach nur wissen wollen, ob sich der Kauf eines bestimmten Tonträgers lohne -- greift insofern ins Leere, als „wir [Kritiker] ihnen nur an unserem lebenden Beispiel vorführen, dass es an ihnen liegt, ob der Kauf lohnt. Willst du auch so inspiriert behämmert daherlabern wie ich?“, fragt Diederichsen zurück. „Dann bist du mit diesem Album gut bedient.“ Diese Herangehensweise birgt natürlich die Gefahr einer gewissen „tribalistischen Perspektive“. Viele Texte über Pop lesen sich wie Predigten zu Menschen, die bereits bekehrt sind. Die Musikzimmer-Kolumne, die zwischen 2000 und 2004 im Berliner „Tagesspiegel“ erschien, und aus der die hier versammelten Diederichsen-Texte stammen -- neben D.D. schrieben dort auch noch Rainer Moritz, Lutz Hachmeister und Kurt Scheel -- versucht gleichsam einen dritten Weg zwischen universalistischer Kunstkritik und reinem „Rezeptionstheater“ . Leitfrage:„Wie viele unterschiedliche Dinge kriegt man noch unter dem Namen Musik zusammen?“ Von John Coltrane bis Fat Boy Slim, von Arnold Schönberg bis zu den Einstürzenden Neubauten und von Walfischgesängen bis Animal Collective reicht Diederichsens Spektrum. Er schreibt an gegen einen Musikbegriff, der Pop auf Unterhaltung reduziert, glossiert „Portishead und die Folgen“ und die Bord-Musik im ICE, und sinniert darüber, dass die heutige Popmusik sich schwer tue, unironisch Nein zu sagen -- und wie schön es sei, wenn ein Zwanzigjähriger auf sein Leben zurückblicke wie sonst nur Frank Sinatra. Denn: „Die Pop-Musik lebt davon, dass junge Spinner, die eigentlich doch noch gar nichts wissen können, auftreten, als wüssten sie alles -- und damit durchkommen.“ Im Ozean der Töne muss jeder selber seinen eigenen Weg finden, aber Navigatoren wie Diedrich Diederichsen bewahren uns davor, ständig im Kreis zu fahren oder nur vor uns hinzudümpeln. --Axel Henrici
Language
German
Pages
239
Format
Paperback
Publisher
Kiepenheuer & Witsch
Release
October 31, 2005
ISBN
3462036440
ISBN 13
9783462036442

Musikzimmer: Avantgarde und Alltag

Diedrich Diederichsen
3.3/5 ( ratings)
„Pop-Musik will in die Welt getragen und angewandt werden“, sagt Diedrich Diederichsen. Dazu muss sie aber erst ihre Rezipienten erreichen. Wenn deren Alltag schöner wird, hat Pop den Praxistest bestanden. Der Popkritiker freilich lebt in dem Dilemma, dass er einerseits nur im Modus des Irgendwie-Berührtseins etwas zu sagen hat, andererseits aber seine Rezeption von außen betrachten soll. Der Vorwurf, Popschreiber redeten ja immer nur von sich -- meist vorgetragen von Leuten, die doch einfach nur wissen wollen, ob sich der Kauf eines bestimmten Tonträgers lohne -- greift insofern ins Leere, als „wir [Kritiker] ihnen nur an unserem lebenden Beispiel vorführen, dass es an ihnen liegt, ob der Kauf lohnt. Willst du auch so inspiriert behämmert daherlabern wie ich?“, fragt Diederichsen zurück. „Dann bist du mit diesem Album gut bedient.“ Diese Herangehensweise birgt natürlich die Gefahr einer gewissen „tribalistischen Perspektive“. Viele Texte über Pop lesen sich wie Predigten zu Menschen, die bereits bekehrt sind. Die Musikzimmer-Kolumne, die zwischen 2000 und 2004 im Berliner „Tagesspiegel“ erschien, und aus der die hier versammelten Diederichsen-Texte stammen -- neben D.D. schrieben dort auch noch Rainer Moritz, Lutz Hachmeister und Kurt Scheel -- versucht gleichsam einen dritten Weg zwischen universalistischer Kunstkritik und reinem „Rezeptionstheater“ . Leitfrage:„Wie viele unterschiedliche Dinge kriegt man noch unter dem Namen Musik zusammen?“ Von John Coltrane bis Fat Boy Slim, von Arnold Schönberg bis zu den Einstürzenden Neubauten und von Walfischgesängen bis Animal Collective reicht Diederichsens Spektrum. Er schreibt an gegen einen Musikbegriff, der Pop auf Unterhaltung reduziert, glossiert „Portishead und die Folgen“ und die Bord-Musik im ICE, und sinniert darüber, dass die heutige Popmusik sich schwer tue, unironisch Nein zu sagen -- und wie schön es sei, wenn ein Zwanzigjähriger auf sein Leben zurückblicke wie sonst nur Frank Sinatra. Denn: „Die Pop-Musik lebt davon, dass junge Spinner, die eigentlich doch noch gar nichts wissen können, auftreten, als wüssten sie alles -- und damit durchkommen.“ Im Ozean der Töne muss jeder selber seinen eigenen Weg finden, aber Navigatoren wie Diedrich Diederichsen bewahren uns davor, ständig im Kreis zu fahren oder nur vor uns hinzudümpeln. --Axel Henrici
Language
German
Pages
239
Format
Paperback
Publisher
Kiepenheuer & Witsch
Release
October 31, 2005
ISBN
3462036440
ISBN 13
9783462036442

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