Excerpt from Quellenbuch zur Kunstgeschichte des Abendl�ndischen Mittelalters: Ausgew�hlte d104e des Vierten bis F�nfzehnten Jahrhunderts
Der Titulus ist seinem Geiste nach schon eine echt christlich-mittelalterliche Sch�pfung, die sich vom alten Epigramme scharf unterscheidet. Hier enth�llt sich ein Gegensatz zweier Welten, der formfreudigen sterbenden Antike und des jungen Christen thums, das mit Angst und Sehnen hinter dem Schleier der Dinge ihr r�thselhaftes Wesen zu ersp�hen sucht. Das alte G�tterbild des vollendeten Stils war ein in sich abgeschlossenes Ideal, das �ber seine Kunstwirkung hinaus in keine n�here Beziehung zum Beschauer treten wollte; und seine formale Wirkung in sorgf�ltig zugeschliffener Form darzulegen, mit einer treffenden Pointe, war das Bestreben des alten Epigramms, das damit eine vom Kunstwerke v�llig unabh�ngige, k�nstlerische Sch�tzung f�r sich in Anspruch nahm, wenn es auch urspr�nglich, mit dem Kunst werke als aufschrift verbunden, dessen Veranlassung, den K�nstler und Stifter, dem Volke kundgeben sollte. Ganz anders der Titulus. Er ist unl�slich, zu einer Einheit mit dem Bilde verbunden, und nur die zerst�rende Kraft der Zeit hat ihn von diesem zu l�sen gewusst. Er hat eine ganz andere, praktische Bestimmung, er soll das Bild, das nicht mehr allein formal wirken will, auch bald nicht mehr kann, erg�nzen, zu einer gemalten Predigt, lehrsam und erbaulich. Es braucht nicht an das bekannte Wort Gregors des Gro�en �ber die Bibel der Armen im Geiste erinnert zu werden, damit man erkenne, dass die Kunst jetzt vor allem sittlich, religi�s wirken, also einem au�erhalb ihrer Bestim mung, zum Theil auch au�erhalb ihres Verm�gens liegenden Zwecke dienen soll. Nicht mehr die Form, der Inhalt steht in erster Linie, und ein ganz neuer Inhalt was Wunder, dass dar�ber die alte Form starr und ausdruckslos wurde.
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Forgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.com
This book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully; any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.
Pages
428
Format
Hardcover
Release
April 28, 2018
ISBN 13
9780332038698
Quellenbuch Zur Kunstgeschichte Des Abendl�ndischen Mittelalters: Ausgew�hlte Texte Des Vierten Bis F�nfzehnten Jahrhunderts (Classic Reprint)
Excerpt from Quellenbuch zur Kunstgeschichte des Abendl�ndischen Mittelalters: Ausgew�hlte d104e des Vierten bis F�nfzehnten Jahrhunderts
Der Titulus ist seinem Geiste nach schon eine echt christlich-mittelalterliche Sch�pfung, die sich vom alten Epigramme scharf unterscheidet. Hier enth�llt sich ein Gegensatz zweier Welten, der formfreudigen sterbenden Antike und des jungen Christen thums, das mit Angst und Sehnen hinter dem Schleier der Dinge ihr r�thselhaftes Wesen zu ersp�hen sucht. Das alte G�tterbild des vollendeten Stils war ein in sich abgeschlossenes Ideal, das �ber seine Kunstwirkung hinaus in keine n�here Beziehung zum Beschauer treten wollte; und seine formale Wirkung in sorgf�ltig zugeschliffener Form darzulegen, mit einer treffenden Pointe, war das Bestreben des alten Epigramms, das damit eine vom Kunstwerke v�llig unabh�ngige, k�nstlerische Sch�tzung f�r sich in Anspruch nahm, wenn es auch urspr�nglich, mit dem Kunst werke als aufschrift verbunden, dessen Veranlassung, den K�nstler und Stifter, dem Volke kundgeben sollte. Ganz anders der Titulus. Er ist unl�slich, zu einer Einheit mit dem Bilde verbunden, und nur die zerst�rende Kraft der Zeit hat ihn von diesem zu l�sen gewusst. Er hat eine ganz andere, praktische Bestimmung, er soll das Bild, das nicht mehr allein formal wirken will, auch bald nicht mehr kann, erg�nzen, zu einer gemalten Predigt, lehrsam und erbaulich. Es braucht nicht an das bekannte Wort Gregors des Gro�en �ber die Bibel der Armen im Geiste erinnert zu werden, damit man erkenne, dass die Kunst jetzt vor allem sittlich, religi�s wirken, also einem au�erhalb ihrer Bestim mung, zum Theil auch au�erhalb ihres Verm�gens liegenden Zwecke dienen soll. Nicht mehr die Form, der Inhalt steht in erster Linie, und ein ganz neuer Inhalt was Wunder, dass dar�ber die alte Form starr und ausdruckslos wurde.
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This book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully; any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.